Christian Mattura: das "Pilnacek-Tape"


-Online seit 27. April 2025-

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Christian Mattura ©Christian Mattura
Christian Pilnacek: Fotocredit Franz Gruber / KURIER / picturedesk.com


Christian Mattura wird 40 Jahre alt, stammt aus Niederösterreich, war BZÖ-Politiker und ist derzeit in Österreich, Großbritannien und in den Vereinigten Arabischen Emiraten unternehmerisch tätig. Seit 2017 lebt er auf der Isle of Man und seit 2022 auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Mag. Christian Pilnacek wäre heuer 62 Jahre alt geworden. Sein Leben endete aber unerwartet am 20. Oktober 2023 in Niederösterreich bei Rossatz. Fremdverschulden wurde nicht festgestellt, die Todesursache ist Selbstmord. Seit 2010 leitete Pilnacek die Strafrechtssektion im Bundesministerium für Justiz, in den Jahren 2018 und 2019 war er Generalsekretär. Im Februar 2021 wurde er wegen Verdachts auf Verrat von Amtsgeheimnissen suspendiert, das Bundesverwaltungsgericht hat die Suspendierung wenige Monate später bestätigt. Pilnacek wollte bis zuletzt diese Entscheidung bekämpfen, weil er von seiner Unschuld überzeugt war.

Mattura kannte Pilnacek schon länger, im Juli 2023 traf man sich im Wiener "Il Cavalluccio". Richard Grasl, Geschäftsführer der Zeitschrift "profil", setzte sich später dazu. Das Gespräch wurde brisant, Christian Mattura nahm es auf. Pilnacek erwähnte den damaligen Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka: "Wo man [...] eine Hausdurchsuchung bei der ÖVP-Zentrale gemacht hat, sind dann immer zu mir gekommen und gesagt: Warum drehe ich das nicht ab? Und in jedem Gespräch sagt der Sobotka: du hast ja selber versagt, du hast es nie abgedreht - das geht einfach nicht. [...] Ich hab kein einziges Verfahren beeinflusst. Die ÖVP hat mir das zum persönlichen Vorwurf gemacht. Die haben gesagt: Du lässt alle deine Staatsanwälte gegen uns arbeiten. Sag ich: ja. […] Die können froh sein, dass ich nicht irgendwelche Dinge sag".
Die Tonaufnahme (vulgo: "Tape") wurde der Kronen Zeitung zur Verfügung gestellt und ist derzeit auf Youtube zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=lGMa05azOGI
Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen Mattura wegen § 120 StGB (Missbrauch von Tonaufnahme- oder Abhörgeräten) eingestellt.

Die damalige Justizministerin, Dr. Alma Zadic, sah sich veranlasst, eine Untersuchungskommission unter Leitung von Mag. Martin Kreutner mit der Prüfung der Verdachtsmomente zu beauftragen.
Die Kommission hält im Abschlussbericht vom Juli 2024 auf über 200 Seiten fest (Quelle: "Interdisziplinäre Kommission zur Aufklärung des Verdachts der politischen Einflussnahme auf die österreichische Justiz"): "Die Kommission kann bzw muss [...] in allen angeführten Punkten eine positive, weil zutreffende Befundung abgeben" und spricht mehrere Empfehlungen aus, wie zum Beispiel: Stärkung der Unabhängigkeit der Staatsanwaltschaften, Abschaffung der "Zwei-Klassen-Justiz", strengere Kriterien bei der Einstellung und Beförderung der Staatsanwälte und die Trennung der Bereiche Fach- und Dienstaufsicht, transparente Mechanismen für die interne Kontrolle (Compliance/Innentäter/Befangenheit), Stärkung der WKStA und Herauslösung der Oberstaatsanwaltschaft Wien als Instanz, transparente Verantwortungskultur, Äquidistanz zu Politik und Medien, professionelle Medienarbeit auf staatsanwaltschaftlicher Fachebene und Kommunikationsoffensive der Justiz.
Der Abschlussbericht lässt keinen Raum für Zweifel mit Bezug auf Vollständigkeit und Aufzeichnungsmethodik (Seite 27): "Allein der Umfang der Gesprächsprotokolle mit den Auskunftspersonen umfasste in Summe an die 1000 Seiten Fließtext".

Die Witwe des Christian Pilnacek, Caroline List, fühlte sich durch den Untersuchungsbericht in ihrem höchstpersönlichen Lebensbereich verletzt und forderte durch Anwalt Peter Zöchbauer den Kommissionsleiter auf, K. W. nicht mehr als Lebensgefährtin ihres verstorbenen Mannes zu bezeichnen.
List ging dann gerichtlich gegen ein Medium (aus diesem und anderen Gründen) vor, bevor sie 2024 Christian Mattura wegen Veröffentlichung der Tonaufnahme in "Il Cavalluccio" verklagte. Ihr Anwalt Dr. Zöchbauer hatte bereits im November 2023 einen Kommentar diesbezüglich veröffentlicht: "Pilnacek-Aufnahmen: Strafverfolgung mit Ermächtigung der Angehörigen?" (Die Presse, 27.11.2023). Der Kommentar wurde von Gert Schmidts EU-Infothek sofort übernommen und veröffentlicht: https://www.eu-infothek.com/presse-pilnacek-aufnahmen-strafverfolgung-mit-ermaechtigung-der-angehoerigenpresse/
Die Klage wurde Mattura an eine Wiener Adresse zugestellt, wo er seit 2017 behördlich abgemeldet war, er hatte somit keine Möglichkeit, sie zu beantworten. Die Folge war ein Versäumungsurteil, das (im Gegensatz zur Klage) nicht zugestellt werden konnte.
Im Februar 2025 erfuhr Mattura aus dem Buch des Gernot Rohrhofer davon.
Vertreten durch den Strafrechtsexperten Mag. Volkert Sackmann, wehrt er sich nun gegen die Klage und beantragt die Aufhebung des Versäumungsurteils und die Zurückweisung der Klage: "Es ist offenbar auf ein Versagen der Post zurückzuführen, dass nicht bereits die Klage mit dem Vermerk <<Unbekannt>> oder <<Verzogen>> an das LGZRS zurückgesandt wurde. Dass die von der Klägerin bekanntgegebene Zustelladresse falsch war, wurde aufgrund des Zustellanstands [...] nach erfolglosem Zustellversuch des Versäumungsurteils und der eingeholten ZMR-Abfrage [...] offenbar. […] Ausdrücklich bestritten wird jedoch, dass durch die Veröffentlichung der Tonaufnahme das Lebensbild des Mag. Christian Pilnacek beeinträchtigt wurde. Mag. Christian Pilnacek war seit Februar 2021 suspendiert, weil er im Verdacht stand, eine Hausdurchsuchung, von der er aufgrund seiner Stellung als Sektionschef im Justizministerium Kenntnis hatte, verraten zu haben. Ferner war medial bekannt, dass er das Eurofighter-Verfahren "daschlogen" haben wollte und, dass er hohe Vertreter der Politik, vorwiegend solche der ÖVP, gerne empfing und sie – wie von ihm selbst zugestanden – anhörte".
Ende Jänner 2025 wurde bekannt, dass Caroline List das Smartphone des verstorbenen Pilnacek mit einem Bunsenbrenner (Gasbrenner) vernichtet, da es ihr "viel Kummer" bereitet hatte: "Pilnaceks Witwe zerstörte dessen Smartphone mit einem Bunsenbrenner"
Caroline List wurde 1964 geboren, war mit Christian Pilnacek verheiratet und ist Präsidentin des Landesgerichtes für Strafsachen Graz.
Ihr verstorbener Mann unterstützte 2021 die Bewerbung seiner Frau als Präsidentin des Oberlandesgerichts Graz mit einem Schreiben an den Landeshauptmann Schützenhofer (Anm.: die Position wurde nicht von List besetzt): „Lieber Herr LH, Prosit 2021 und viel Erfolg im Vorsitz der LH-Konferenz; möchte nur informieren, dass Präsident des OLG Graz ausgeschrieben ist; wäre Gelegenheit, das an unsere [sic!] Familie begangene Foul auszugleichen. Bitte um Deine Unterstützung; Caroline wäre eine Wohltat für die Gerichtsbarkeit in der Grünen Mark; herzliche Grüße Christian Pilnacek“.
Im Rahmen des Untersuchungsausschusses betreffend Klärung von Korruptionsvorwürfen gegen ÖVP-Regierungsmitglieder wurde Pilnacek mit diesem Schreiben konfrontiert und verweigerte die Antwort:
"C. Hafenecker (FPÖ): Mit welchem Animo, warum haben Sie dem Herrn Landeshauptmann, der ja aus Ihrer Sicht gar kein wichtiges oder kein Bundesorgan ist, das geschrieben? Wie hätte er da unterstützen können, wenn er nicht einwirken kann?
Pilnacek: Diese von mir verlangte Antwort: Ich sage Ihnen ganz klar, dass ich das als rechtswidrigen Eingriff in mein Privat- und Familienleben erachte, und daher werde ich das nicht beantworten".

Christian Mattura meldete sich 2025 entsetzt von der Berichterstattung der Zeitschrift profil und Social Media-Auftritte der Journalisten Jakob Winter und Anna Thalhammer in diesem Zusammenhang. Nach Bekanntwerden der Tonaufnahme im Juli 2023 hatte er sämtliche Medienanfragen beantwortet und sämtliche Termine (ORF, Puls 24, Servus TV, Die Dunkelkammer, Kronen Zeitung, Der Standard u.v.m.) wahrgenommen.
Die Zeitschrift "profil" (Profil Redaktion GmbH, Chefredakteurin und Herausgeberin: Anna Thalhammer, Geschäftsführer: Richard Grasl, Martin Kneschaurek) bezeichnet sich als unabhängiges Nachrichtenmagazin.
Ab März 2024 veröffentlicht "profil" die Recherchen des Journalisten Jakob Winter in Zusammenhang mit der Tonaufnahme - mit Nachdruck und in verschiedenen Zeitschriftenbereichen: Justiz ("Pilnacek-Tape: Der schwer greifbare Tonband-Mann Mattura"), Investigativ ("Pilnaceks Witwe klagt Tonband-Mann Mattura"), Ermittlungen ("Pilnacek-Tape: Die zwielichtige Vergangenheit des Fallenstellers").
Winter veröffentlicht am 2.3.2024 im Politik-Teil den Bericht "Der Tonspion - Warum drückte er die Aufnahmetaste? Was war sein Motiv? Die Antwort darauf könnte sich in seiner Vergangenheit finden" mit Details über ein Insolvenzverfahren aus dem Jahr 2011, über eine Einstellungszusage bei einer "Firma die das Bundeskriminalamt einer mutmaßlich kriminellen Organisation zurechnet", sowie Mutmaßungen über die Mitbeteiligung bei der Erstellung der Webseite "Novopate" (negative Meldungen über Novomatic) und nennt seinen Wohnsitz auf Isle of Man in einem Atemzug mit Gaunern, obwohl gegen Mattura keine strafrechtliche Entscheidung in diesem Zusammenhang vorliegt.
Fazit: Ob die Mutmaßungen wahr sind, erfahren wir vielleicht nie. Der Nachweis für eine konkrete Verbindung zwischen der Insolvenz, der Einstellungszusage, der Webseite "Novopate" und dem Grund für die Erstellung und Veröffentlichung der Tonaufnahme bleibt aus. Aber das Lesepublikum musste die Schattenseiten des unbeliebten Sujets des Journalisten Winter kennen: "Ob es dabei um das Verfahren gegen die Gruppierung handelt, für die Mattura tätig war, bleibt unklar". Die Meldungen des Jakob Winter waren für Mattura nur noch zu ignorieren.
Dass ein erfahrener Journalist wie Jakob Winter (seit wenigen Tagen Mitglied der "profil"-Chefredaktion) zwischen Bericht und Kommentar nicht unterscheiden kann, ist kaum anzunehmen.
Christian Mattura hat mir Zitate aus den Anfragen des Jakob Winter gemailt - der Ton war für mich nichts Neues. Gert Schmidt hatte mir an einem Sonntagmittag (wo sein Recherche-Druck mutmaßlich nicht nachgeben wollte) ähnliche Nachrichten gesendet, ich habe sie hier veröffentlicht: https://ami25.at/leserforum/index.php
Es handelt sich dabei ebenfalls um die Webseite "Novopate", um nicht nachweisbare, inkriminierende Verwicklungen u.v.m.
Ich habe aus diesem Grund den Journalisten Jakob Winter gefragt, ob seine Fragestellungen Anregungen des Gert Schmidt als Grundlage haben. Die Antwort kam nie. Oder wie das X-Bildprofil des Jakob Winter besagt: "Auch diese Anfrage dürfen wir höflich unbeantwortet lassen".





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