Sie sind hier: Ceausescu in Österreich
Zurück zu: SECURITATE AUSTRIA
Allgemein: Impressum Kontakt Datenschutzerklärung Referenzen AGB Über mich

Suchen nach:

Ceausescu lebt in Österreich

MARIN CEAUSESCU: SEINE TOCHTER WURDE ÖSTERREICHERIN UND LEBT MIT IHRER FAMILIE IN ÖSTERREICH


(Online seit dem 3. Jänner 2020 - aktualisiert am 2. August 2020)


Marin Ceausescu, Bruder des rumänischen Diktators Nicolae Ceausescu, war Handelsdelegierter bei der rumänischen Botschaft in Wien. Er starb Ende 1989 in Wien, nach Ausbruch der rumänischen Revolution. Offizielle Todesursache: Selbstmord.

Marin Ceausescu arbeitete eng mit Dan Voiculescu (einem wegen Geldwäsche und Abgabenhinterziehung rechtskräftig verurteilten Securitate-Agenten und Spion) zusammen. Er war hauptsächlich für die Devisengeschäfte verantwortlich und hatte als einziger Zugang zu allen Bankkonten.
APA meldet am 17. November 1992: "Marin Ceausescu sei ermordet worden, weil er zuviel über gewaltige Summen staatlicher Gelder gewußt habe, die nach dem Fall der Diktatur verschwunden seien, wurde spekuliert. Beweise für diese These konnten bisher nicht vorgelegt werden".

Dazu der KPMG-Bericht betreffend die Ceausescu-Bankkonten (Autoren: die Forensiker Robert J. Lindquist und Edward P. Belobaba) vom 29. Juni 1990:
"After three months of investigation, at least two things are clear. First, the information that we have obtained in the investigation to date is consistent with the theory that substantial sums of monies have been diverted during the course of the Ceausescu dictatorship. In all likelihood, a good portion of these monies may still be recoverable".

"Ceausescu Family Sold Soviet Military Secrets to U.S.; Romanian Officials,
Others in East Bloc Arranged Arms Transfers: [FINAL Edition] Weiser, Benjamin.The Washington Post (pre-1997 Fulltext); Washington, D.C. [Washington, D.C]06 May 1990: a01."


"Washington Post" enthüllt, dass hohe Geldbeträge (Millionen USD) an Ceausescu bezahlt wurden.
Die Hauptfrage für die KPMG-Forensiker lautete: wo ist das Geld? "Follow the money".

Die Redaktion der "Washington Post" hat mir freundlicherweise den zitierten Bericht aus dem Archiv zur Verfügung gestellt: "It's your lucky day. Here you are".

"Marin Ceausescu's Vienna trade post gave him a plausible cover for his contacts with the West. <<He was the commercial path that you'd connect back into the bureaucracy. He's the guy that made it happen,>> an intelligence source said.
As part of the clandestine intelligence program coordinated by the CIA, the U.S. government paid more than $40 million to Romania through foreign middlemen, with about 20 percent ending up in Swiss bank accounts controlled by the Ceausescu family, according to intelligence sources here and abroad. [...] A special aide to Nicolae Ceausescu, identified by two sources as Stalian Octovian Andronic, flew to Switzerland on a regular basis and coordinated the diversion of a portion of the payments to the family's secret bank accounts, the sources said. The rest of the money went to a Romanian military agency, Romtehnica, in Bucharest
."

Gabriela Toma (geboren Ceausescu) ist eine der Töchter des Marin Ceausescu. Die andere Tochter lebt mit ihrer Familie in Rumänien, wie auch der älteste Sohn des Diktators Ceausescu, Valentin Ceausescu. Gabriela Toma arbeitete vor 1989 in Rumänien, als Journalistin bei AGERPRES (die rumänische APA-Agentur, die von der Securitate unterwandert war).

Gabriela Toma hatte offenbar, anders als ihre Schwester, wichtige Gründe, Konsequenzen in Rumänien zu befürchten. Sie beantragte nach 1989 Asyl in Österreich, ihr Antrag wurde abgelehnt. Laut APA-Meldung vom 17.11.1992 soll sie gar mit einem "Wirbel" in der rumänischen Presse gedroht haben, sollte sie aus Österreich ausgewiesen werden (!). Sie verfüge über einen Wissensstand, der gefährlich sein könnte - so ihre Aussage in einem Zeitungsinterview ("Romania Libera") vom 17.11.1992.

"Romania Libera" lehnte die Übermittlung des Archiv-Berichtes dezidiert ab, ich bekam aber eine Kopie mit freundlicher Hilfe der Staatsbibliothek zu Berlin.
Autor: Mihai Mihailescu, ein ehemaliger Studienkollege von Gabriela Toma-Ceausescu. Ausgabe: 17. November 1992.
Der Inhalt ist hochinteressant und schnell erzählt: Gabriela Toma-Ceausescu hat ein Sprachstudium an der Universität Bukarest absolviert.
Romania Libera beruft sich auf eine Nachricht der österreichischen Zeitung "Neues Volksblatt": Gabriela Toma-Ceausescu habe in Österreich um politisches Asyl angesucht, ihr Antrag wurde aber abgelehnt.
Auf die Frage der rumänischen Zeitung "Romania Libera", ob das Anlass zur Sorge sei, antwortete Gabriela Toma-Ceausescu: "uns wurde eine traumhafte Wohnung in Österreich zur Verfügung gestellt. Ich habe keinerlei Ängste, dass wir abgeschoben werden, denn dann würde ich einen regelrechten Wirbel auslösen", drohte sie. "Das österreichische Innenministerium hat großes Interesse daran, meinen Fall geheim zu halten".
Gabriela Toma-Ceausescu meinte weiter, sie sei im Besitz von sehr interessanten Informationen. Dazu der damalige Innenminister Dr. Franz Löschnak: "Keine Frage, die abgelehnten Asylwerber werden ohne Ausnahme abgeschoben". Gefragt zum Fall der Familie Toma, fügte Löschnak hinzu: "Sie müssen zunächst um eine Aufenthaltsgenehmigung ansuchen. Wir werden dann sehen"...

Offensichtlich hatte Gabriela Toma-Ceausescu doch einen Sonderstatus, kurze Zeit später wurde sie eingebürgert.

Mag. phil. Gabriela Toma reagierte nicht auf mein Schreiben, das war eine der Fragen die ich ihr stellte:

"(1) Laut APA-Meldung vom 17.11.1992 (anbei) haben Sie am 17.11.1992 in einem Zeitungsinterview mit der rumänischen Zeitung "Romania Libera" mit einem "Wirbel" gedroht, sollten Sie aus Österreich ausgewiesen werden. Sie würden über gefährliches Wissen verfügen. FRAGEN: stimmt das? Wenn ja, was genau meinten Sie damit? Warum haben Sie diese Aussage in Rumänien gemacht? Hatten Personen in Rumänien mit der Erteilung Ihrer Aufenthaltsgenehmigung in Österreich zu tun? Wenn ja, wer und inwiefern?"

Hat Gabriela Toma-Ceausescu ebenfalls "großes Interesse" daran, ihren Fall geheim zu halten? Wenn ja - warum?

Gabriela Toma fand Schutz und Unterkunft in der Benediktinerabtei in Seckau. Bürgermeister Habacher soll laut APA-Meldung vom Dezember 1992 dem Stift das Bauernhaus abgekauft und es anschließend an Gabriela Toma vermietet haben.

Ebenfalls in Seckau kaufte Gabriela Toma drei Jahre später ein Haus, zu einem Zeitpunkt wo sie und ihr Mann im Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft waren. Gabriela Toma wurde selbstständige Wirtin und gründete im Mai 2008 eine OG (offene Gesellschaft) die im Jahr 2014 liquidiert wurde.

Walter Gratzer, damaliger Sprecher des Innenministeriums, bestätigte 1992 den negativen Asyl-Bescheid und gab an, die Sache sei auch Thema einer parlamentarischen Anfrage gewesen. Gabriela Toma habe einen gültigen Sichtvermerk bis 1993 erhalten.

Dr. Wendelin Ettmayer (ÖVP) hatte bereits im Jahr 1992 eine parlamentarische Anfrage an den damaligen Innenminister Dr. Franz Löschnak gerichtet.

Beantwortung der parlamentarischen Anfrage der ÖVP an Innenminister Dr. Franz Löschnak durch den damaligen Präsidenten des Nationalrates Dr. Heinz Fischer
3415/AB XVIII. GP
Zahl 18.055/11-111/13/92

Wien, am 6. November 1992

"Der Abgeordnete zum Nationalrat Dr. ETTMAYER und Kollegen haben am 24. September 1992 unter der Zahl 3520/J-NR/1992 an mich eine schriftliche parlamentarische Anfrage betreffend "Asyl für Frau Gabriele Toma" gerichtet, die folgenden Wortlaut hat:

1. Ist es richtig, daß Frau Toma ein Asylansuchen gestellt hat?
2. Wie wurde über dieses Ansuchen entschieden?
3. Warum kann sich, bei einem eventuellen negativen Entscheid,
Frau Toma noch in österreich aufhalten?
4. Gibt es ein Ansuchen von Frau Toma um Aufenthaltsgenehmigung?
5. Wie ist der Stand der Entscheidung hinsichtlich dieses
Ansuchens?"

Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:

Zu Frage 1:
Ja.

Zu Frage 2:
Der Antrag auf Asylgewährung wurde abweislich beschieden.

Zu den Fragen 3 bis 5:
Gabriela Toma kam während der Dauer des Asylverfahrens die vorläufige Aufenthaltsberechtigung nach dem Asylgesetz 1968 nicht zu.
Sie regelte daher ihren Aufenthalt ausschließlich nach den einschlägigen paß- und fremdenpolizeirechtlichen Bestimmungen. Die Gültigkeitsdauer des von der Bezirkshauptmannschaft Knittelfeld zuletzt erteilten Sichtvermerkes ist mit 31. Jänner 1993 befristet."

Die Beantwortung war für Dr. Wendelin Ettmayer "wohl in keiner Weise befriedigend", "weil es sich eben um Vorgänge handelte, die nicht üblich waren und die man hinterfragen wollte".

Der Seckauer Bürgermeister Werner Habacher starb 2006 eines plötzlichen Todes. Ebenfalls 2006 starb der damalige Abt, Dr. Athanas Recheis.

Warum drohte Frau Toma-Ceausescu dem österreichischen Innenministerium? Warum sollte das österreichische Innenministerium "großes Interesse haben", den Fall Toma-Ceausescu geheim zu halten?

Welche "interessante Informationen" der Frau Toma-Ceausescu hätten den angekündigten Wirbel in Österreich auslösen können?
Warum wurde Frau Toma-Ceausescu nicht abgeschoben, als ihr Asylantrag abgelehnt wurde? Aus welchem Grund hat sie bei abgelehntem Asylantrag einen Wohnsitz in Österreich zur Verfügung gestellt bekommen?

Aus welchem Grund wurde Frau Toma-Ceausescu kurze Zeit nach der negativen Erledigung des Asylantrags die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen?

Hat Frau Toma-Ceausescu die österreichische Behörde unter Druck gesetzt? Wenn ja, mit welchen Mitteln?

Diese Fragen stellte ich dem ehemaligen Innenminister Dr. Franz Löschnak, er beantwortete sie aber nicht.

___


Ich habe mit österreichischen Unternehmern gesprochen, die von Marin Ceausescu kontaktiert wurden.

Herr Julius Dauber ist ein prominenter Vertreter der österreichischen Wirtschaft: er und seine Familie zählen seit Jahrzehnten zu den erfolgreichen Hotelbesitzern in Wien.

Vor vielen Jahren hat Marin Ceausescu einen Onkel des Herrn Dauber kontaktiert.
Kontakthersteller im Auftrag der rumänischen "Handelsvertretung" in Wien war die Firma Romanex - eine Repräsentanz rumänischer Aussenhandelsunternehmen.

In Österreich ist die Firma Romanex unter der Nummer 126869y im Firmenbuch eingetragen. Ersteintragung am 06.08.1962. Firmensitz: Eßlingg. 17, 1010 Wien und später Minorgasse 70, 1140 Wien. Geschäftsführer: Thomas Klein (Funktion gelöscht), Vasile Nasui Ionescu (Funktion gelöscht), Peter Teichner (vertritt seit 2.4.1996 selbständig). Gesellschafter: Vasile Nasui Ionescu (Funktion gelöscht), Romanoexport SA, Bukarest, Rumänien (Funktion gelöscht), Barkotex Handelsgesellschaft m.b.H., Gonzagag. 13, 1010 Wien (Funktion gelöscht), TABOWIN Repräsentanzen und Handels-Gesellschaft m.b.H., Taborstr. 24a/18, 1020 Wien (Funktion gelöscht).

Herr Julius Dauber sollte gemeinsam mit seinem Onkel über eine seiner Firmen die Vertretung einer Textil-Produktionsfirma aus Rumänien übernehmen, er konnte aber bereits 1985 die Geschäftsverbindungen abbrechen und so die Angelegenheit ohne unangenehme Folgen beenden.


_______________________________________________

Quellen:

- Florian Horcicka, "Heute", 27.10.2020: "Diktatoren-Nichte arbeitet als Gerichtsdolmetscherin"
- APA-Meldung 0397 5 AI 0219 vom 17.11.1992.
- APA-Meldung 0136 5 AI 0323 vom 22.12.1992.
- "Washington Post", 6.5.1990: Benjamin Weiser, "Ceausescu Family Sold Soviet Military Secrets to U.S.: Romanian Officials, Others in East Bloc Arranged Arms Transfers".
- Bericht der KPMG-Forensiker Robert J. Lindquist und Edward P. Belobaba vom 29.6.1990.
- Bericht der Zeitung "Romania Libera" vom 17.11.1992.
- Eigene Recherche, Firmenbuch, Grundbuch, Urkundensammlung, etc.

_______________________________________________